Ein unergründliches Feuilleton für Reisende





Bella Italia, wir kommen

Bei uns im Bodenseekreis ist es noch möglich eine Vorstellung davon zu erhalten, was in den späten fünfziger Jahren wie eine Welle über den deutschen Urlaubsmarkt kam, die gute alte Sommerfrische aus der Zeit vor ALDI Reisen und HRS. Obwohl die dreiteilige Matratze, Rosshaar mit Federkern und der massive Bauernschrank aus Vollholz einem luftig, leichten Ambiente weichen mussten gibt es sie noch, die bäuerlich geprägte, meistens landschaftlich schöne, seltene Oase in die man sich vor abgasverpestetem Großstadtrauch flüchten kann. In die Heimat der Fischerin vom Bodensee.

In der bundesdeutschen Nachkriegszeit gelang es, mit tatkräftiger Unterstützung von Vertriebenen aus dem nahen Osten und harter Arbeit zu einem bescheidenen Wohlstand zu kommen. Gemeint sind in diesem Zusammenhang Gebiete wie z.B. Königsberg oder Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinschaftlich errichtete Häuser besaßen eine individuelle Ausstrahlung, waren nicht "von der Stange" wie heutige Glas- Betonwürfel. Viele Seelen fanden neben einer Heimat, gerade in Herzens dingen, genau den harmonischen Rhythmus aus dem jahrzehntelange Liebesbeziehung entstanden. In dieser Idylle entstand der Wunsch nach einer Heimat für die Alten und einer guten Zukunft für die Kinder.

Die Wirtschaftswunderjahre trieben Touristen, mit Sehnsucht nach der versinkenden Capri Sonne, in Richtung Italien. Manchem Landwirt fiel es zunächst schwer als "freier Herr auf freier Scholle" in die Rolle des Gastgebers zu wechseln um Kaffee und Kuchen auf der Terrasse für Durchreisende zu servieren. Sehr zur Freude der örtlichen Gastwirte übrigens, die nach dem begehrten Fischgericht auch mit der besten Empfehlung für einen gelungenen Tagesausflug dienen konnten. Ein nachhaltiges Glücksgefühl kam für Reisende oft erst bei der Rückfahrt auf. Der Genuss- und Erholungsurlaub begann nach dem Grenzübergang in der vertrauten Umgebung von Langenargen, Hagnau, Meersburg, Uhldingen, Überlingen oder Sipplingen. Mit etwas Glück bekam man nach unzähligen Nudel- und Teigwaren statt Pizza das beste Schnitzel mit Pommes und die Pommes auch noch rot/weiß, wie im "Pott" üblich. Es heißt wohl entweder Ruhrgebiet oder "Pott" - nie Ruhrpott, hörte ich. Viele blieben gern einen Tag länger um noch Spätzle, Maultaschen, Felchen oder Apfelschorle genießen zu können. Das war dann in der Regel der Beginn einer jahrzehntelangen Bindung.

Gut fünfzig Jahre später zeigt eine Menü Karte zum 70. Geburtstag den kleinen Herbert, ein Jahr alt, auf dem Arm seiner Mama. Nach dem Sektempfang hockten alle zusammen, bei verschiedenen Filets, Calvados- oder Rahmsoße, hausgemachten Spätzle, Kroketten und Pommes-Frites, verschiedenem Gemüse, bis zum Crêpe mit heißen Sauerkirschen und Vanilleeis. Hagnauer Weiß- oder Rotwein löste die Zunge und viele Krawattenknoten. So saß man in der gepflegten Gaststube des Hotel Mainaublick beim Candle-Light-Buffet beieinander, bis der letzte Hahn in der Gemeinde den beginnenden Samstag ankündigte.

Es ist die Mischung aus herzlicher Gastlichkeit und einem harmonischen Gemeindeleben das den Tourismus in der Region erfolgreich macht und zu einem solidarischen Miteinander führt. So sind Gäste auch gern bereit für einen preiswerten, ordentlichen Nahverkehr einen gleichen Beitrag zu entrichten wie die Einheimischen. Der Schwerpunkt liegt auf Preis wert, ohne Zwang und Ausforschung. Kurtaxe bedeutet für Gäste eher Ortsbildpflege und Investitionen die einen Aufenthalt angenehm machen, wie etwa Kneipp Kuranlagen in gepflegten Parkanlagen mit Schatten spendenden Bäumen und nicht dass man kostenlos mit Bahnen und Bussen unterwegs ist. Vielen Gästen ist es unangenehm, dass einheimische Kinder mehr bezahlen, für das ursprünglich von Vereinen organisierte Ferienprogramm zugunsten daheim gebliebener Kinder. Sollten die Kämmerer irgendwann dazu in der Lage sein, könnten sie die Gesamtheit der Vergünstigungen von 15 Euro für den Tagesfahrschein und 100 weiteren Rabatten errechnen und dazu sagen, wer denn am Schluss die Rechnung ausgleichen muss. Es sind die Einwohner der Gemeinden, die auch noch zahllose Beträge an die Tourist Information als Gebühren entrichten oder Mittel die aus der Gemeindekasse verschwinden, nachdem höhere Kindergartengebühren, Grundsteuern und Fahrpreise das Leben in der Gemeinde in jedem Jahr teurer machen.

Uhldingen-Mühlhofen und viele Seegemeinden fühlen sich den traditionellen Regeln der Gastfreundschaft verpflichtet und gehen den Weg gemeinsam, solidarisch, konservativ und künftig ohne werbliche Schönsprecherei aus der Tourist Information.

Die Gastgeber werden unterstützt von bodenständigen, erfolgreichen Unternehmen aus der Region. Vom Apotheker oder Bäcker vor Ort, dem Fischereibetrieb oder Biobauern bis zum traditionellen Landwirt ohne Gentechnik und Metzgermeister. Es ist ein dauerhaftes Qualitätsversprechen der Gastgeber, ihrer Familienangehörigen und Mitarbeiter.

Hier findet die selbstverständliche Forderung der Leistungsträger in der Gemeinde ihre Berechtigung, nach lückenloser Offenlegung der Tourist Info Bilanz. Denn lieber stecken wir das Geld in die Qualitätssicherung, anstatt es in dunklen Kanälen davon fließen zu sehen. Es ist doch eine Binsenweisheit dass sich die Tourist Info´s nur noch durch den Griff in die Gemeindekasse finanzieren und wir vermuten dass dabei die Tugend der Bescheidenheit und sorgsamen Mittelverwendung missachtet wird. Gleiches gilt inzwischen leider auch für unseren öffentlichen Nahverkehr, der durch Abmahnungen und Strafzahlungen für Bus- oder Zugausfälle nicht besser wird, denn die verschlingt der Landeshaushalt und damit stehen sie für eine Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur nicht mehr zur Verfügung.

Unsere Gäste finden bei uns entspannte Erholung, für die wir eine Störung durch erzwungene Datenausforschung durch die Echt Bodensee Card befürchten und sie aus diesem Grund nicht annehmen können. Wer ständig darüber nachdenken muss, dass ihn das nächste Glas Bier oder Wein in den Augen von Datenspionen als unzuverlässigen Alkoholiker oder durch eine rabattierte Kuranwendung zum kranken Menschen denunziert, wird vermutlich nicht zur gewünschten Ruhe finden.

Wer auch immer, an einem unserer sorgsam gedeckten Tische sitzt, die mit liebevoll zubereiteten Speisen und bekömmlichen Getränken die Lebenskunst und den Respekt der regionalen Produkte und aromatischen Kräuter spiegeln, ja sinnlich wahrnehmbar machen, dem wollen wir eine Nische für individuelle Freiheit garantieren.

Es ist nicht so, dass wir grundsätzlich gegen Gästekarten sind, sie können gerade im ÖPNV vieles einfacher machen, dafür gibt es gute Beispiele wie etwa in Nizza, dort kostet der Einzelfahrschein im Verkehrsverbund 1,50 Euro. Ohne Spionagechip.

Wir möchten allen Gästen und Einheimischen eine Freiheit erhalten, die schon viele verloren glauben, wenn etwa beim Einkauf im Supermarkt die Shopping-App an den Urlaub erinnert, indem sie zum Kauf der Flasche Hagnauer Wein auffordert, weil dieser öfter im Urlaub getrunken wurde. Seien sie sicher Algorithmen machen das heute schon möglich.

Unser Angebot für einen unbeschwerten Urlaub im Bodenseekreis bedeutet ein besonderes Qualitätsverprechen, dass sie bei allen unserem lockeren Netzwerk angehörenden Gastbetrieben erwarten können.

Mit einem mutigen Echt Bodensee Card Nein Danke, werden wir uns mit allen rechtlichen Möglichkeiten zur Wehr setzen und hoffen dabei auf ihre Unterstützung gegen die durch
Behörden erzwungene Zwangsmitgliedschaft beim Projekt Echt Bodensee Card durch ein einfaches
Echt Bodensee Card – NEIN DANKE.

 

 

 

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